Verlage machen der Post Konkurrenz - Ehrgeizige Ziele des neuen Anbieters 

Wettrennen um den zweiten Platz im Briefmarkt

Den Aufbau und die Führung der neuen Gesellschaft übernimmt der Unternehmer Günter Thiel (53), ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Thiel Logistik AG und zuletzt Chef des Logistik-Dienstleisters TNT. Nach Einschätzung von Thiel werde sich der Postmarkt in Deutschland in den nächsten Jahren rasant entwickeln.

Mit Blick auf den vollständigen Fall des Briefmonopols der Deutschen Post Ende 2007, hat sich Thiel vorgenommen, "in diesem Markt die klare Nummer zwei hinter der Deutschen Post AG zu werden". An den Chancen der Liberalisierung werden seiner Ansicht nach neben den Konsumenten nur jene Marktteilnehmer partizipieren, die schon jetzt über ein entsprechendes Know-How verfügen.

Angesichts des absehbaren Endes des deutschen Briefmonopols drängen zahlreiche Konkurrenten der Post auf den Markt. Laut Postgesetz hat die Deutsche Post bis Ende 2005 das alleinige Recht, Briefe und Kataloge bis 100 Gramm zu transportieren. Ab 2006 ist das Monopol noch für Sendungen bis 50 Gramm festgeschrieben. Ende 2007 soll es dann ganz auslaufen.


Milliardenumsatz angestrebt

Im Januar oder Februar 2006 will die neue Postgesellschaft das Geschäft aufnehmen und schon im ersten Jahr derart wachsen, dass eine flächendeckende Zustellung möglich ist. Die neue nationale Postgesellschaft peilt fünf Jahre nach dem Start einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro an und verspricht sich damit "einen Marktanteil von 10 bis 15 Prozent", so Marc Zeimetz, Leiter des Bereichs Beteiligungsmanagement von Holtzbrinck. Umsatzziel für das Jahr 2010 ist eine Milliarde Euro.

Das neue Unternehmen soll in erster Linie im Briefgeschäft tätig sein. Die eigenen Produkte, Zeitungen und Zeitschriften werden die Verlage nur beschränkt über die neue Postgesellschaft vertreiben. Marc Zeimetz erwägt, dass die Postgesellschaft "vor allem im ländlichen Raum" genutzt werden kann, "in den Ballungszentren ist ein separater Postdienst effektiver".

Das Angebot soll zunächst nur für Geschäftskunden gelten. "Unser Augenmerk liegt zunächst ausschließlich auf adressierten Briefen", ergänzt Günter Thiel. Privatkunden nimmt das Unternehmen allerdings für das Jahr 2007 ins Visier. Dafür will der bisher namenlose Firmenverbund ein eigenes Netz an Briefkästen und Filialen aufbauen. Thiel ist sich bewusst, dass man als Nummer zwei "ein breites Spektrum an Dienstleistungen und Services für Privat- und Geschäftskunden anbieten" muss.


Eigenes Zustellnetz

Schon heute, in Zeiten des Deutsche Post-Monopols, machen die Töchter der Zeitungsverlage gute Geschäfte auf dem Briefmarkt. Zwar konzentrieren sich ihre Interessen dabei auf Großkunden, doch hat die zu Holtzbrinck gehörende Mainpost Logistik in Würzburg auch schon Briefkästen für jedermann aufgestellt.

"Einer unserer besten Kunden ist die öffentliche Hand", bestätigt Zeimetz von Holtzbrinck. Beim Briefgeschäft greifen die Verlage in der Regel ohnehin auf ihr vorhandenes Zustellnetz für die morgendliche Zeitung zurück. Darüber hinaus bringen Springer und Holtzbrinck mit der PIN AG ein reines Briefzustellunternehmen in die neue Gesellschaft ein.