Verlage machen der Post Konkurrenz - Verlage gründen Postunternehmen 



Verlage gründen gemeinsames Postunternehmen

Die Verlage Axel Springer, Georg von Holtzbrinck und WAZ bündeln ihre Aktivitäten auf dem Markt für Postdienstleistungen und gründen ein gemeinsames Unternehmen für die bundesweite Briefzustellung. Das neue Unternehmen, an dem auch die Luxemburger Beteiligungs-Gesellschaft Rosalia AG beteiligt ist, soll Anfang nächsten Jahres das Geschäft aufnehmen. Zwar bedarf das gesamte Vorhaben noch der Zustimmung durch das Kartellamt, jedoch wird mit einer schnellen Entscheidung innerhalb der nächsten vier Monate gerechnet.
An dem Gemeinschaftsunternehmen, das voraussichtlich noch im Oktober gegründet werden soll, sind die vier Partner mit jeweils 25 Prozent beteiligt. Die entsprechenden Verträge dazu haben die Partner bereits am 8. September 2005 unterzeichnet. Zum künftigen Firmennamen wurden aber bisher noch keine Angaben gemacht.


Zentrale in Berlin, Koordination aus Luxemburg

Die Zentrale für das nationale, operative Briefgeschäft wird sich in Berlin befinden. Die Verwaltungsgesellschaft werde hingegen ihren Sitz in Luxemburg haben. Dort ist auch die Beteiligungsgesellschaft Rosalia zu Hause, die sich nach eigenen Angaben auf das Geschäft mit Immobilien, Gesundheit und Logistik spezialisiert hat.

Die schon in verschiedenen Regionen tätigen Zustellfirmen der einzelnen Verlage werden in der neuen Postgesellschaft zusammengeführt. Demnach bringen Springer ("Bild", "Welt") und Holtzbrinck ("Die Zeit", "Tagesspiegel") ihre gemeinsame Tochter PIN AG ein, die in Berlin, Leipzig, Köln und Frankfurt am Main präsent ist. Beide Unternehmen haben bei dem Ende 2004 mehrheitlich übernommenen Brief-Zustelldienst bereits zusammengearbeitet.

Um die bisher nur regional begrenzten Postdienstleistungen der Verlage auch bundesweit anbieten zu können, sollen zudem die Springer-Tochter PDV (Hamburg) und die zur WAZ-Gruppe ("Westdeutsche Allgemeine Zeitung") gehörenden Anbieter WPS (Ruhrgebiet) und ThPS (Thüringen) integriert werden. Die fünf regionalen Zusteller der Holtzbrinck-Regionalzeitungen bleiben aber zunächst außen vor, stehen jedoch mit der Neugründung in enger Kooperation.


Partizipieren am höchst lukrativen Postgeschäft

Um einen flächendeckenden Postdienst aufzubauen, ist die Zusammenarbeit der Unternehmen zwingend notwendig. "Wenn das Briefmonopol endgültig fällt, ist das ein riesiger Markt und der Aufbau von einem konkurrenzfähigen Unternehmen ist auch mit enormen Kosten verbunden", gibt ein Sprecher des Springer-Verlags zu bedenken. Springer will mit dem Joint Venture am "höchst lukrativen Geschäft mit Postdienstleistungen partizipieren", jedoch handle es sich nicht um ein drittes Standbein neben dem Kerngeschäft Print und den Fernseh-Aktivitäten im Zuge der geplanten Übernahme der TV-Kette ProSieben Sat1.

Die WAZ-Mediengruppe sieht in der Kooperation die Möglichkeit, sich bundesweit aufzustellen. Und auch die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck sieht einen großen Wachstumsmarkt, in dem es letztlich ein Duopol mit der Post und dem neuen Unternehmen geben werde. Die Rosalia AG wird vor allem im Rahmen von Managementleistungen agieren und sich als verlagsneutrales Unternehmen um den Interessensausgleich kümmern.