Alternative Anbieter trotz Briefmonopol? - Preiskampf wird Markt bereinigen 

Aktuelle Situation auf dem Briefmarkt

Inzwischen haben sich schon einige private Briefdienstleister am Markt etabliert, die zum Teil über Kooperationen untereinander fast deutschlandweit arbeitende Verteilnetzwerke aufgebaut haben. Insbesondere mit der Reduktion der Gewichtsgrenze auf 50 Gramm ist neue Bewegung in den Markt gekommen. Während die Angebote alternativer Postdienste für Geschäftskunden schon einen relativ hohen Marktanteil gewinnen konnten und inzwischen für eine Vielzahl von Stadtverwaltungen, sonstige Behörden, Banken, Versicherungen sowie Arzt- und Anwaltspraxen zustellen, sind sie für Privatkunden oder Kleinabnehmer noch sehr lückenhaft.

Überregionale Anbieternetze, die auch eigene Briefkästen und Briefmarken vorhalten, gibt es bundesweit bisher ca. zehn. Sie sind entweder aus dem Engagement finanzstarker Investoren, wie bei der PIN AG, oder durch Kooperationen mehrerer kleinerer Anbieter, wie bei der Kurierunion oder dem Citypost-Verbund hervor gegangen. Eine Studie im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Postdienstleister e.V. (BvDP) hat ergeben, dass der Marktanteil der neuen Lizenznehmer bereits knapp 7 Prozent beträgt, was europaweit eine Spitzenposition darstelle. Auch die Internationalisierung des deutschen Postmarktes sei weit vorangeschritten.

Preiskampf wird zu Marktbereinigung führen

Sicherlich werden die Preise für Briefe mit dem endgültigen Wegfall des Briefmonopols sinken, da die derzeitigen Entgelte nach allgemeiner Auffassung der Deutschen Post AG Milliardengewinne bescheren, die auf überhöhte Portogebühren hinweisen. Schon jetzt, trotz ihrer schlechteren Ausgangsposition, schaffen es die meisten privaten Anbieter, ihre Leistungen preiswerter und oft besser anzubieten als die Deutsche Post AG. Dies ist aber oftmals schlechteren Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden sowie der Konzentration auf bestimmte Teilleistungen oder Regionen geschuldet. Das Angebot eines bundesweiten Zustellnetzes erfordert einen logistischen Aufwand, den letztlich nur wenige Anbieter werden leisten können.

Dazu kommt der zu erwartende Preiskampf, in dem zumindest vorübergehend die großen Anbieter ihre Preise stark reduzieren werden. Eine solche Strategie zwingt vor allem Kleinanbieter, die keine Möglichkeit der Querfinanzierung solcher Aktionen haben, zum Aufgeben. Damit wird sich auf dem Postmarkt wahrscheinlich die für alle Wachstumsmärkte typische Entwicklung wiederholen, dass zuerst eine Vielzahl kleiner privater Lizenznehmer Unternehmungen aufbaut, die sie in der Folge entweder an größere Konzerne verkaufen oder aber wieder schließen müssen.

Portopreise der Deutschen Post schützen kleine Anbieter

Der Präsident der Bundesnetzagentur Matthias Kurth begründete seine Weigerung, die Briefpreise der Deutschen Post in diesem Jahr noch zu senken, auch mit dem dadurch garantierten Schutz der kleineren Konkurrenten. "Die Wettbewerber leben im Schatten der Preise der Post", sagte er und erklärte, dass die Deutsche Post AG mit ihren hohen Volumen niedrigere Preise eher verkraften könne als die kleinen Konkurrenten.

Für die großen europäischen Konkurrenten gilt dies aber nicht, was ihnen optimale Startbedingungen im deutschen Markt garantiert: Solange sie nicht marktbestimmend sind im Sinne der Bundesnetzagentur, unterliegen sie nicht deren Preisvorgaben und können sich daher schon vor dem Fall des Monopols mit Niedrigpreisen Marktanteile sichern.

(Stand: August 2006)