DHL: Wenn der Strom (mit)fährt 

Premiere auf dem event-island in Berlin Spandau: Der Paketdienst DHL stellt ein neues Auto vor. Es ist elektrisch, praktisch und bequem. Eine Reportage von Antje Ritter.

Er sieht aus wie ein kleines gelbes Paket, wären da nicht vier Reifen und eine Motorhaube - der Prototyp des Street­Scooters von DHL. Das neue Transportauto von DHL fasst vier Kubikmeter Laderaum, schafft 85 Kilometer pro Stunde und soll ab Mitte 2013 bundesweit zum Einsatz kommen.

Seit 2008 existiert die Idee, Pakete in den Innenstädten mit Elektrofahrzeugen auszuliefern. "Wir brauchten eine Alternative in den Innenstädten", sagt Vizepresident von DHL Go Green, Michael Lohmeier. Die steigenden Benzinpreise, die hohe Belastung durch Feinstaub in den Städten als auch die Abhängigkeit von fossilen Energien seien Gründe für die Umrüstung auf Elektrofahrzeuge.

Ein neues Auto musste her

Die ersten Elektrofahrzeuge des Paketdienstes kamen 2010 im schwäbischen Stuttgart zum Einsatz. Nach und nach fuhren die strombetriebenenen Vehikel durch ganz Deutschland. Jedoch haben die Wagen einen großen Nachteil: Durch die schwere Batterie kann weniger geladen werden, als bei den normalen Dieselfahrzeugen. Vor diesem Hintergrund entwickelte DHL zusammen mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und StreetScooter das komplett neue Fahrzeug.

"Wir begannen die Zusammenarbeit im August 2011", berichtet der Projektleiter des StreetScooter Projekts, Jörg Salomon. Es sollte ein Modell eigens für die Post entwickelt werden. Der Prototyp durchlief 2012 die Sicherheitstests und wurde noch im gleichen Jahr auf der internationalen Automesse IAA vorgestellt. Der vorgestellte Wagen wird jedoch noch weiterentwickelt. "Die hinteren Fenster werden noch geschlossen und mit Kameras ersetzt", so Salomon. Mit dem Einsatz der Kameras können die Zusteller im Auto sehen, was hinter und neben ihnen im Straßenverkehr geschieht.

Praxistest bestanden

Die Zustellerin Christiane Reichmann arbeitet seit 22 Jahren für DHL. Seit zwei Jahren stellt sie die Post nun schon mit einem Elektrofahrzeug zu. "Wir hatten ein Fahrsicherheitstraining, da die Umstellung auf das Elektroauto schon gewöhnungsbedürftig war", sagt Reichmann. Missen möchte sie es jedoch nicht mehr. Ähnlich geht es dem Zusteller Jörg Assmann: "Das Auto ist schön leise. Für mich ist es dann immer besonders ungewohnt in mein privates Dieselfahrzeug einzusteigen."

Bis 2016 sollen in dem Pilotprojekt in Bonn alle 141 Dienstwagen durch Elektroautos ausgetauscht werden. Der StreetScooter soll mit 20 Exemplaren zum Einsatz kommen. Deutschlandweit werden 50 Scooter für die Paketauslieferung bereit gestellt. "Wir hoffen durch den frühen Einstieg bei den Elektrofahrzeugen auch die Entwicklung dieser Technologie voranzubringen", sagt Michael Lohmeier. Derzeit haben die Elektroautos der verschiedenen Hersteller auch unterschiedliche Stromanschlüsse für die Betankung. Zudem sei der Anschaffungswert vor allem durch die Akkubatterie sehr hoch.

Auf den Straßen sind Elektroautos noch nicht häufig anzutreffen. Das liegt vor allem an den hohen Anschaffungskosten. DHL sieht sich in der Elektroautobranche als Vorreiter. Das Unternehmen hofft, dass in naher Zukunft die Technologie für Elektroautos weiter entwickelt wird. Dadurch könnte der Neupreis sinken und die Vehikel könnten mit den Benzin- und Dieselfahrzeugen konkurrieren.

Wer also ab dem Sommer 2013 kleine gelbe Pakete auf Rädern auf den Straßen sieht, sollte sich nicht wundern – sie bringen nur die Post.