Hermes sieht sich trotz der Befreiung von der Mehrwertsteuer gegenüber der Deutschen Post benachteiligt. In einem Interview mit der "WirtschaftsWoche" sprach der Otto-Vorstand Hanjo Schneider außerdem über die Expansionspläne von Hermes.
Seit der Neuregelung der Umsatzbesteuerung für Logistikdienstleister können alle Postdienstleister von der Umsatzsteuer befreit werden, wenn sie Universaldienst leisten. Laut Schneider kann Hermes nicht alle Regelungen für die Steuerbefreiung erfüllen.
So müssen die Unternehmen für die Befreiung in jeden Ort mit mehr als 2.000 Einwohnern eine Annahmestelle haben. Dies könne Hermes trotz seines dichten Netzes von Annahmestellen nicht ermöglichen, da die Deutsche Post in vielen Orten bereits den einzigen Laden als Annahmestelle nutzt. Die Eröffnung eines eigenen Ladens sei für Hermes wirtschaftlich nicht vertretbar.
Netzausbau in Europa geplant
Ein anderer Grund sei die Gewichtsgrenze für die Steuerbefreiung. Pakete unter zehn Kilo können von der Mehrwertsteuer befreit werden. Für Schneider ist jedoch nicht das Gewicht der Kostentreiber für Logistikdienstleister, sondern das Volumen. Schneider sagte dazu gegenüber der "WirtschaftsWoche": "Und nur weil es die mit dem Produkt Brief groß gewordene Deutsche Post immer so gemacht hat, wird diese künstliche, aber völlig unpassende Grenze jetzt auch bei Paketen gezogen."
Trotzdem glaubt Schneider weiterhin, dass Hermes die Deutsche Post bis 2013 an der Spitze des deutschen Paketgeschäfts ablösen wird. Dazu wird das Unternehmen jedoch keine weiteren Annahmestellen in Deutschland eröffnen. Innerhalb Europas soll es jedoch einen Ausbau des Netzes geben. Hermes will dazu jedoch nicht die britische Post Royal Mail kaufen, die bald privatisiert werden soll. Das Unternehmen will in Großbritannien seinen eigenen Weg gehen.
Schneider stellte außerdem steigende Preise für Geschäftskunden in Aussicht, obwohl das Unternehmen 2010 noch von einer Senkung der Preise sprach. Schuld für die mögliche Steigerung sind laut Schneider gestiegene Kosten an verschiedenen Stellen, wie zum Beispiel bei Energie und Maut.