Wenn das Briefmonopol 2008 fällt, könnten die Portopreise deutlich steigen, warnen Fachleute. Der Logistikexperte und Unternehmensberater Horst Manner-Romberg prognostizierte gegenüber der Wochenzeitschrift "Die Zeit": "Die Porti für Briefe von Privatkunden werden steigen." Er schätzt, dass ein Privathaushalt 2010 rund 50 Prozent mehr für sein Postaufkommen zahlen werde als heute.
Derweil intensiviert sich im Geschäftskundenbereich der Wettbewerb. TNT Post und die PIN Group AG streben jeweils zehn Prozent Marktanteil an, berichtet die Zeit in ihrer Ausgabe vom 15. März: TNT Post binnen fünf Jahren, PIN schon für 2009. Um die Privatkunden bemühen sie sich unterschiedlich stark. Während PIN schon 2007 flächendeckend Filialen etablieren und längerfristig 30.000 bis 40.000 Briefkästen aufstellen will, hält sich TNT Post mindestens bis Anfang 2008 zurück. TNT-Deutschland-Chef Mario Frusch erklärte: "Auch wir wollen uns dem Endverbraucher zuwenden. Aber alles zu seiner Zeit." Nach den Großkunden kümmere man sich erst einmal um mittelständische Unternehmen.
Während also auf die Kunden höhere Kosten zukommen könnten, wehren sich die neuen Anbieter gegen Vorwürfe der Deutschen Post und der Gewerkschaft ver.di, sie würden ihre Arbeitnehmer zu schlecht zu bezahlen. "Im dritten Quartal haben wir einen Tarifvertrag", versprach Günter Thiel, Chef von PIN, der Zeit. Auch TNT Post führt nach Informationen der Zeit Vorgespräche. Beide Firmen stellen einen Flächentarifvertrag für die ganze Branche in Aussicht. Voraussetzung dafür wäre, dass sich ein Arbeitgeberverband gründet.
Aus Sicht der Bundesnetzagentur, die die Lizenzen für neue Anbieter im einstigen Monopolmarkt vergibt, wäre der Lohnwettbewerb damit eventuell gestoppt. "Wenn die Großen einen Tarifvertrag abschließen, sieht die Welt möglicherweise ganz anders aus", sagt der Präsident der Behörde Matthias Kurth.
Die Deutsche Post AG setzt dagegen sich für einen Mindestlohn ein. Personalvorstand Walter Scheurle fordert, dass die Konkurrenz die Löhne deutlich erhöht. "Aus meiner Sicht wäre selbst ein Gehaltsunterschied zwischen der Deutschen Post und ihren Wettbewerbern von 30 Prozent nicht in Ordnung", sagte Scheurle der Zeit. Heute unterscheiden sich die Löhne im Osten um bis zu 50 Prozent.