TNT Post will zweitgrößter Briefdienstleister werden 

Bis zum Jahresende will TNT sämtliche Haushalte in Deutschland mit der eigenen Briefzustellung abdecken. Die Tochtergesellschaft des niederländischen Post- und Expresskonzerns hat dieses bereits in Angriff genommen - sowohl durch zahlreiche Zukäufe als auch den Ausbau des eigenen Zustellnetzes. Mario Frusch, der Geschäftsführer von TNT Post Deutschland, sprach gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung davon, überall in der Bundesrepublik neue „Brückenköpfe“ zu entwickeln.

Im Verbund mit Partnerunternehmen erreichen die TNT-Zusteller mit der auffälligen orangefarbenen Dienstkleidung mehr als neunzig Prozent der deutschen Haushalte. Die bundesweite adressierte Zustellung erfolgt über ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Hamburger Paketdienst Hermes, der daran mit 21 Prozent beteiligt ist.

Eigene Briefkästen aufzustellen, wie es PIN überlegt, hält Frusch für wenig sinnvoll. Bisher konzentriert sich TNT Post auf die Geschäftspost großer Unternehmen. Eher könnte die schon bestehende Kooperation mit Hermes ausgebaut und dessen 13.000 "Paketshops" nach dem Fall des Monopols auch als Annahmestellen für das Briefgeschäft genutzt werden.

An einen Preiskampf mit der Deutschen Post AG glaubt Frusch nicht. Deren Chef Klaus Zumwinkel müsste sich in einem solchen Fall "mehrfach verantworten: gegenüber den Aktionären, weil das Konzernergebnis einbrechen würde, und gegenüber seinen Geschäftskunden, die feststellen müssten, dass sie jahrelang überhöhte Preise für ihre Briefe bezahlt haben." Verlierer einer solchen Entwicklung wären die Privatkunden, meint Frusch, weil diese den Preiskampf um die Unternehmenskundschaft mit höheren Porti subventionieren müssten.

Ob TNT Post in Deutschland unter dem Strich bereits Geld verdient, ließ Frusch offen. Fest steht, dass TNT im vergangenen Jahr hohe Summen in Übernahmen und Beteiligungen investiert hat und noch mehr investieren muss, um die Lücken im Netz zu schließen und eine hohe Qualität für den Wettbewerb mit der DP AG zu sichern. Insgesamt belaufen sich die Investitionen aller Post-Wettbewerber nach Fruschs Schätzungen auf 300 Millionen Euro.

Vor diesem Hintergrund kritisierte er besonders die Mehrwertsteuerbefreiung der DP AG. Gegenüber Kunden, die nicht zum Abzug der Vorsteuer berechtigt sind, verschaffe die geltende Regelung der DP AG einen Preisvorteil von 19 Prozent. Mehr als die Hälfte des deutschen Briefvolumens sei davon betroffen, sagte Frusch. „Wer freien Wettbewerb um die Briefe will, muss das Mehrwertsteuerprivileg sofort streichen.“

Fast 5000 eigene Mitarbeiter beschäftigt TNT Post in Deutschland inzwischen. Kritik der Post und der Gewerkschaft an angeblichen Dumpinglöhnen und einem hohen Anteil von Minijobs weist Frusch zurück. Er setze sich bereits für einen Flächentarifvertrag in der Briefbranche ein, denn: "Mit Niedriglöhnen können wir unseren Qualitätsanspruch nicht erfüllen."