Royal Mail will weniger Regulierung 

Der britische Postdienstleister Royal Mail schlägt Alarm: Werde die Entwicklung des Postmarktes nicht umgelenkt, werde man sich bald nicht mehr in der Lage sehen, den Post-Universaldienst in der gewohnten Qualität aufrecht zu erhalten. Adam Crozier, der Geschäftsführer der Royal Mail, nannte den aktuellen regulatorischen Rahmen "ungeeignet für das heutige Marktumfeld".

Damit antwortete der ehemalige Monopolist auf das Strategiepapier der britischen Post-Regulierungsbehörde Postcomm mit eigenen Vorschlägen. Er forderte, den Universaldienst auf Privatkunden bzw. "Briefe mit Briefmarken" zu beschränken. Hier werde Royal Mail nach wie vor "zu gleichen Preisen überall hin" zustellen. Der Markt für Geschäftspost dagegen, wo der Wettbewerb bereits sehr stark sei, solle vollständig dereguliert werden.

"Es muss uns ermöglicht werden, frei und fair auf dem Geschäftskundenmarkt zu konkurrieren", erklärte Crozier, "aber die derzeitige Regelung erlaubt dies nicht." Außerdem müssten "Quersubventionierungen verhindert werden, um Transparenz für die Postkunden herzustellen und einen nachhaltigen Wettbewerb zu ermöglichen". Royal Mail sieht sich sinkenden Profiten im Business-Mail-Segment gegenüber, während gleichzeitig das private Briefaufkommen stagniert.

Der Vorsitzende der Postcomm, Nigel Stapleton, reagierte ablehnend auf die Vorschläge. Der Grund sinkender Gewinne bei Royal Mail sei nicht in regulierungsbedingten Wettbewerbsnachteilen zu suchen, sondern in den hohen Lohnkosten des Ex-Monopolisten, welche dieser nicht in den Griff bekomme. Er wies darauf hin, Royal Mail sei noch immer der dominante Akteur auf dem britischen Postmarkt und werde dies auf absehbare Zeit auch bleiben.

Die Royal Mail ist noch immer in Staatsbesitz und genießt die besondere Aufmerksamkeit der Regulierungsbehörde. Da das Unternehmen den Post-Universaldienst gewährleisten muss, ist es zusätzlicher Regulierung unterworfen, die für die Wettbewerber nicht gilt. Dazu gehören bestimmte Qualitätsstandards, die Preisgestaltung und die Verpflichtung, anderen Postdienstleistern einen diskriminierungsfreien Zugang zu ihren Verteilnetzen zu gewähren.