Preiserhöhung für Standardbriefe geplant? 

Postchef Klaus Zumwinkel erwägt eine Erhöhung des Briefportos, sollte wie geplant das Briefmonopol der Deutschen Post im Jahr 2008 fallen. Dies sagte er in einem Interview mit dem Magazin "stern". Ein Standardbrief würde dann 65 Cent statt wie bisher 55 Cent kosten. Die Post garantiert aber gleich bleibendem Service und eine flächendeckende Zustellung.



Mit der vollständigen Liberalisierung des deutschen Briefmarktes verliert die Deutsche Post die Exklusivlizenz für Standardbriefe sowie die Befreiung von der Mehrwertsteuer. Die 19-prozentige Steuerbelastung würde dann an den Kunden weitergegeben. "Die Preise dürften eher steigen, insbesondere wenn die Mehrwertsteuer kommt", so der Postchef. Standardbriefe könnten dann um 10 Cent teurer werden.



Die Qualität der Zustellung und der Service-Umfang werden aber durch die Liberalisierung des Marktes nicht betroffen: Die deutsche Post garantiert die flächendeckende Versorgung durch 12.000 Filialen und 108.000 Briefkästen an sechs Tagen die Woche, auch nach der Marktöffnung, sagte Zumwinkel.



Im Hinblick auf die privaten Briefzusteller sprach sich der Konzernchef für die Einführung von Mindestlöhnen aus: Während der Stundenlohn der Postangestellten bei über 11 Euro läge, arbeiten 62 Prozent der Wettbewerber für Niedriglöhne, teils für 5,90 Euro die Stunde, so Zumwinkel. Diese Löhne sicherten laut Zumwinkel aber nicht das Existenzminimum und der Staat finanziert die Differenz. "Er zahlt ihnen das Geld, damit sie die Löhne niedrig halten können und meine Zusteller muss ich entlassen. Das ist doch verrückt."

Darüber hinaus monierte Zumwinkel erneut den ungleichen Liberalisierungsstand innerhalb der EU. Auf der gestrigen Bilanzpressekonferenz betonte Zumwinkel, dass die Römischen Verträge, auf deren Grundlage die heutige EU gegründet wurde, auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruhen. Wenn andere Länder nicht gewillt sind, ihre Märkte auf absehbare Zeit zu liberalisieren, sieht Zumwinkel "gewisse Chancen", dass das Briefmonopol auch in Deutschland noch einmal verlängert wird.