Auch die Österreichische Post AG (ÖP AG) will ihr Monopol über das Jahr 2009 hinaus behalten. Sie begründet dies vor allem mit sozialpolitischen Argumenten: "Alternative Anbieter können mittels Lohn- und Sozialdumping in den Postmarkt eintreten und so hohe Gewinne einfahren - auf Kosten der Arbeitnehmer der Österreichischen Post", heißt es in einem Positionspapier, welches der Tageszeitung "Die Welt" vorliegt.
Anders als in Deutschland ist das Enddatum des österreichischen Brief-Monopols nicht gesetzlich festgelegt, sondern richtet sich nach der EU-Richtlinie, die derzeit eine europaweite Liberalisierung zum 1.1.2009 vorsieht. Deshalb will die ÖP AG auf EU-Ebene für eine Verlängerung werben. Die "Welt" zitiert den ÖP AG-Chef Anton weiter, "aus guten Gründen und mit vielen Mitstreitern tritt die Österreichische Post auf EU-Ebene für eine Verschiebung der Liberalisierung ein".
Auch in anderen Ländern ist die Skepsis gegenüber einer vollständigen Marktöffnung 2009 groß. Die Ex-Monopolisten aus neun EU-Staaten, darunter die französische La Poste und die italienische Le Poste Italiane hatten letzten Sommer gemeinsam erklärt, die Briefmonopole beibehalten zu wollen, da nur so die Kosten für den flächendeckenden Universaldienst aufgebracht werden können. Dieses Argument greift die ÖP AG jetzt auf.
Auch in Österreich ist das Monopol an den Universaldienst geknüpft. Die ÖP AG muss flächendeckend eine Mindestversorgung mit Postdienstleistungen sicherstellen. Dabei gab es darüber in Österreich zuletzt Ärger: Im November letzten Jahres demontierte die ÖP AG unangekündigt fast 3000 Briefkästen in ganz Österreich. Das widerspreche "nicht nur dem öffentlichen Versorgungsauftrag der Post, es ist auch ein Anschlag auf die Lebensqualität in den Städten und Gemeinden", beschwerten sich Abgeordnete in einer Petition. Österreich hat europaweit mit die niedrigsten Ansprüche an den Universaldienst in seinem Postgesetz festgelegt.
Die Postgewerkschaften Europas fühlen sich laut "Welt" durch die Lobbyarbeit der großen Postkonzerne gestärkt. "Es ist gut, dass wir auch von der österreichischen Post Unterstützung erhalten, Lohn- und Sozialdumping im Postsektor zu unterbinden", sagte Rolf Büttner, Präsident der europäischen Dachgewerkschaft UNI Postal Union. Diese verlangt, auch die privaten Postdienste müssten die in der Branche üblichen Arbeits- und Einkommensstandards einhalten. Diese Standards setzt jedoch die nationale, oftmals noch staatliche Postgesellschaft, da sie nach wie vor die meisten Angestellten im Postsektor beschäftigt.