Nazis drucken Briefmarken 

Der Service "Plusbrief Individuell" der Deutschen Post AG kann auch für Nazi-Propaganda genutzt werden. Das berichtet die "Endstation Rechts", eine Kampagne der Jusos Mecklenburg-Vorpommern, unter Berufung auf die NPD-Parteizeitung "Deutsche Stimme".

Dem Bericht zufolge wurden bisher 20 Briefmarken mit dem Bild des NS-Kriegsverbrechers Rudolf Heß in Umlauf gebracht, der in der rechten Szene als "Märtyrer" gefeiert wird. Tatsächlich ist es beim "Plusbrief Individuell" allein dem Nutzer überlassen, welches Motiv auf die Briefmarke kommt. Die DP AG prüft zwar die Aufträge, aber hier haben die Kontrollen offenbar versagt.

Die AGB des "Plusbrief Individuell" vermerken lediglich, die DP AG "kann" Texte, Motive, Grafiken und Logos ablehnen, wenn diese "nach ihrer Ansicht gegen geltendes Recht verstoßen, sittenwidrig sind oder den Geschäftsinteressen der DP AG und der mit ihr verbundenen Unternehmen zuwiderlaufen". Zu einer Überprüfung, ob die vom Auftraggeber gewählten Motive rechts- oder sittenwidrig sind, verpflichtet sich die DP AG aber nicht.

Die Deutsche Post AG (DP AG) bedauerte gegenüber der tageszeitung (taz) den Vorfall. "Ja, wir haben diese Briefe mit einem Konterfei von Rudolf Heß ausgeliefert", sagte Pressesprecher Dirk Klasen der taz, "leider, trotz Kontrollmechanismen". Diese Kontrollen seien jedoch nicht "hundertprozentig". Man könne schließlich "keine Expertengruppe von 500 Leuten beschäftigen", um das Produkt zu betreuen und jedes von Kunden gewählte Motiv im Detail zu prüfen, sagte Klasen der "Süddeutschen Zeitung".