Die Verlängerung des Briefmonopols der Deutschen Post bleibt weiter in der Diskussion. CDU/CSU und SPD verständigten sich darauf, den Zeitpunkt der vollständigen Liberalisierung des Postmarktes davon abhängig zu machen, welche Fortschritte sie in den anderen Staaten der Europäischen Union macht.
Unter Berufung auf Koalitionskreise berichtet die Financial Times Deutschland, die CDU/CSU habe eine "gewisse Offenheit" für die Argumentation der SPD gezeigt, die seit längerem vor Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der Post warnt. Die Koalitionsspitzen argumentieren inzwischen ähnlich wie der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post AG, Klaus Zumwinkel. Dieser beklagt, ausländische Wettbewerber wie die französische "La Poste" dürften ab 2008 in Deutschland tätig werden, während die deutsche Post im Nachbarland keine Briefe zustellen dürfe.
Es hieß aber übereinstimmend, vor einer endgültigen Entscheidung solle auf EU-Ebene ein neuer Versuch unternommen werden, die Liberalisierung in anderen EU-Staaten wie Frankreich und Italien voranzubringen. Die Gelegenheit dazu bietet der Wettbewerbsrat im Juni. Wenn dieser Versuch scheitere, könne das bereits geltende Gesetz zur Öffnung des Briefmarktes auch für Sendungen unter 50 Gramm aufgehoben oder verschoben werden. Dies bedarf allerdings der Zustimmung von Bundestag und Bundesrat.
In der Union gibt es nach wie vor Stimmen, die den Fall des Briefmonopols auch für verkraftbar halten, wenn einige Nachbarstaaten ihre Postmärkte nicht öffnen. So hält Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) an der Liberalisierung fest, da er befürchtet, eine Änderung schade vor allem den Post-Wettbewerbern, die bereits Investitionen im Hinblick auf die Liberalisierung getätigt haben.