Hermes: Briefversand erst bei Rechtssicherheit 

Wegen des flächendeckenden Mindestlohns für Briefträger halten sich private Briefdienste mit dem Einstieg in das Privatkundengeschäft zurück. Auch der Paketdienstleister Hermes hatte sein Konzept, in den eigenen Paketshops auch Briefe von Privatpersonen anzunehmen, auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Wie der Hermes-Vorstandschef Hanjo Schneider in einem Interview mit der Tageszeitung DIE WELT erklärte, könnte sich dies jedoch umgehend ändern.

Schneider zufolge werde man unmittelbar nach Klärung der Rechtslage beim Mindestlohn aktiv werden und in das Briefgeschäft mit Privatkunden einsteigen. " Wir brauchen ein höchstrichterliches Urteil, das den Mindestlohn in unserer Branche in der Form untersagt. Wenn das kommt, werden wir sofort in allen 13.500 Paketshops auch Briefe annehmen und über TNT zustellen", so Schneider im Interview. Für diesen Fall stellt er Preisvorteile für die Kunden von zehn bis 15 Prozent in Aussicht.

Wann ein abschließendes Urteil des Bundesverwaltungsgerichts gefällt werden könnte, ist derzeit noch nicht klar. Im März hatte das Verwaltungsgericht Berlin den Post-Mindestlohn für rechtswidrig erklärt (posttip.de berichtete). Mit einer Entscheidung der Berufungsinstanz rechnen Brancheninsider im Juli. Erst danach könnte sich das Bundesverwaltungsgericht im Rahmen der Revision letztinstanzlich mit der Sache beschäftigen. Schneider betonte, dass der Januar 2009 ein guter Startzeitpunkt für die Briefe in Hermesshops wäre, bezeichnete eine derartige zeitliche Kalkulation allerdings als Vabanquespiel.

Neben der Ankündigung zum Einstieg in den Briefmarkt musste der Hermes-Chef allerdings auch einräumen, im Paketbereich künftig möglicherweise die Preise nach oben anzupassen. "Wir haben unsere Preise nun schon über vier Jahre stabil gehalten. Wenn der Dieselpreis aber dauerhaft auf dem Niveau von heute bleibt, kommen wir nicht umhin, eine Erhöhung vorzunehmen. Etwa fünf Prozent könnten am Ende dabei herauskommen", sagte Schneider.