Auch in Frankreich lässt der Wettbewerb auf dem Briefmarkt auf sich warten. Nun hat Adrexo Mail aufgegeben, der einzige wesentliche Konkurrent des französischen Staatsunternehmens La Poste. Damit bleibt Frankreich, wo der Postmarkt offiziell zum Ende 2010 endgültig liberalisiert werden soll, praktisch ohne alternative Briefdienste, meldet der Branchendienst "CEP Research" unter Berufung auf die französische Regulierungsbehörde ARCEP.
Adrexo Mail wurde 2006 vom Verlagshaus Spir Communication gegründet mit dem Ziel, zum Hauptrivalen des Platzhirschen La Poste aufzusteigen. Seitdem baute Adrexo ein Zustellsystem in mehreren Ballungsregionen. Doch das Geschäft kam nicht in Gang. Im letzten Jahr machte Adrexo einen operativen Verlust von 18 Millionen Euro. Ende März hat der Briefdienst in den meisten französischen Städte seine Aktivitäten eingestellt. Das Geschäft soll in den nächsten Monaten abgewickelt werden.
ARCEP-Chef Paul Champsaur erklärte auf einer Konferenz in Toulouse, dies seien "keine guten Nachrichten für den französischen Postmarkt". Damit gebe es hier "weder Wettbewerber noch Wettbewerb". Wenn der Gesetzgeber nicht reagiere, werde der französische Markt 2011 ohne jede Weiterentwicklung hin zu einem echten Markt in die Liberalisierung entlassen. Champsaur forderte deshalb, mögliche Wettbewerber stärker zu fördern und gleichzeitig die Adaption der bestehenden Gesetze zu beschleunigen.
Einen Hauptgrund für Adrexos Scheitern sieht der Regulierer in der schmalen Basis für den Wettbewerb: Eigentlich hätten nur Mehrwertdienste für Unternehmen in Ballungszentren Aussicht auf Erfolg. Zur Zeit gilt in Frankreich noch ein Briefmonopol für Sendungen unter 50 Gramm, welches La Poste innehält. ARCEP schätzt, dass auch in diesem Segment ein Unternehmen 20 Prozent Marktanteil erreichen müsste, nur um seine Verteilzentren und Mitarbeiter zu bezahlen. Alternative Anbieter würden es aber nicht schaffen, ausreichend große Sendemengen zu acquirieren, um aus der Verlustzone zu kommen.