DP AG vertagt Pläne für eigenes Gratis-Magazin 

Vor dem Herbst wird es keine kostenlose Wochenzeitung der Deutschen Post AG (DP AG) geben, berichtet die "Financial Times Deutschland" (FTD) unter Berufung auf Konzernkreise. Die Entscheidung über "Online Aktuell", so der Arbeitstitel des Blatts, wurde bis auf weiteres verschoben.

Grund für die neue Zurückhaltung ist laut dem Bericht "politische Rücksichtnahme". Vor allem die Verbände der Zeitungs- und Zeitschriftenverleger wollen sich rechtlich wie politisch gegen die Gratis-Wochenzeitung wehren, die ihrer Meinung nach unfair Wettbewerbsvorteile ausnutzt. Ihnen kam der Staatsminister für Kultur und Medien, Bernd Neumann, zu Hilfe. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BVDZ) zitierte ein Schreiben Naumanns an den Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Post AG, Jürgen Weber. Darin bezeichnet Naumann die Gratiszeitung der DP AG als "medien- und wirtschaftspolitisch höchst bedenklich" und fordert den Aufsichtsrat auf, dem Vorhaben "in geeigneter Weise entgegenzuwirken".

Die DP AG will mit einer werbefinanzierten Wochenzeitung, die redaktionelle Inhalte zu den Themenschwerpunkten Internet, Telekommunikation und Computer enthält, den Zeitschriftenmarkt aufmischen. Vorbild sei das Post-Werbeblatt "Einkauf Aktuell", das in diesem Jahr einen Umsatz von rund 100 Mio. Euro erzielen werde, hatte Brief- und Paketvorstand Jürgen Gerdes jüngst in einem Interview erklärt. Geplant ist eine Auflage in Millionenhöhe.

Mit der Kritik Naumanns scheint der DP AG nun deutlich geworden; dass sie es sich mit der Bundesregierung verscherzen könnte. Der Bund ist über die KfW-Bank mit rund 30 Prozent größter Einzelaktionär der DP AG. Bis jetzt konnte sich der Konzern auf Rückenwind aus Berlin verlassen – die Umsatzsteuerbefreiung ist ein gutes Beispiel. Deshalb will man "keinen Ärger", zitiert die FTD Stimmen aus dem Konzern. In einem ersten Schritt verständigte sich die DP AG mit dem Verband der Deutschen Zeitschriftenverleger (VDZ) auf eine engere Zusammenarbeit im Logistikbereich, der Marktforschung und bei der "Entwicklung neuer Produkte".

Weiter heißt es in der gemeinsamen Erklärung, die Stärken beider Partner sollten kombiniert werden. Die DP AG wolle selbst keine eigenen redaktionellen Inhalte produzieren. Sie sorge bei den Werbeblättern für die Verteilung, während die Verlage für den Druck, die Anzeigenvermarktung und die redaktionellen Inhalte zuständig sind. Genaueres über gemeinsame Vorhaben wurde nicht bekannt. Allerdings bekräftigte ein Sprecher der DP AG gegenüber der FTD, es werde "mit Verlagen intensiv an 'Online Aktuell‘ und anderen Projekten gearbeitet".