Ankäufe der PIN fordern erste Opfer 

Die PIN Mail GmbH in Fulda entlässt knapp 50 Mitarbeiter, da sie ihr dortiges Depot schließt. Wie das Online-Portal "Osthessen-News" berichtet, sind die Betroffenen vor allem wegen des Vorgehens der PIN empört. Das Depot hatte die PIN Group durch den Kauf den regionalen Briefdienstleisters Annen-Post erworben, welcher zur Zeit in den Konzernverbund eingegliedert wird.

Im Interview mit "Osthessen-News" berichtete Werner Knorn, ehemaliger stellvertretender Depotleiter der PIN Mail in Fulda, alles sei sehr schnell und überraschend passiert. Er selbst habe am 14. April "durch die Blume" von seinem Vorgesetzten von der Schließung des privaten Postdienstes erfahren. Am gleichen Tag wurden alle Mitarbeiter zu einer Betriebsversammlung eingeladen, die bereits am 16. April stattfand. Dort wurden die knapp 50 Mitarbeiter offiziell über die Schließung des Standortes informiert - und über den Verlust ihrer Arbeitsplätze. Da war das Firmenschild bereits abmontiert.

Dabei hätten viele Mitarbeiter erst vor wenigen Tagen auf Drängen der Vorgesetzten neue Arbeitsverträge unterschrieben. Die Arbeitszeit sei - nach Angaben bisheriger Betriebsangehöriger - handschriftlich von 60 auf 65 Stunden monatlich erhöht worden - bei einem Stundenlohn von 6,15 Euro für einen 400-Euro-Job.

Nach Angaben der Teilnehmenden haben der Geschäftsführer von PIN Mail in Kassel, Reiner Schulte, und ein luxemburgischer Rechtsbeistand des Unternehmens die Betriebsversammlung geleitet. Gegenüber "Osthessen-News" waren die PIN-Group-Vertreter vor Ort ebenso wenig bereit wie die in Luxemburg ansässige Zentrale der PIN Group, so "Osthessen-News" weiter. Die Pressesprecherin schickte lediglich eine allgemein gefasste Erklärung zu, die auf "Umstrukturierungen" innerhalb der PIN-Gruppe verwies. Vom Regionalvorstand der PIN Mail erklärte Ralf Bartsch, dass jetzt verstärkt Teilzeitarbeitsverhältnisse und Minijobs abgebaut würden zugunsten der Schaffung sozialversicherungspflichtiger Vollzeitarbeitsplätze.

Den entlassenen Zustellern hilft das wenig. Sie fürchten auch um noch ausstehende Lohnzahlungen und Überstundenvergütungen. "Keine Ahnung, ob wir diese Mehrarbeit jemals ausbezahlt bekommen. Auch stehen noch Gehälter aus", berichtete eine Betroffene. Die Schließung kam für die Zusteller umso überraschender, da erst vor wenigen Wochen der Ausbau der Arbeitsplätze in Aussicht gestellt wurde. Zuletzt hatten die Zusteller für die PIN Mail GmbH über 104.000 Briefe in Fulda und Umgebung ausgeliefert.

Voraussichtlich werde jetzt ein Fuldaer Mitbewerber die Zustellung übernehmen, so Knorn weiter. Dabei soll es sich – nach noch unbestätigten Informationen - um die "Parzeller Druck- und Mediendienstleistungen" handeln, ein Tochterunternehmen des Verlags Parzeller, in dem auch die Fuldaer Zeitung erscheint. Ob und wie viele der Zusteller sie übernimmt, ist ebenfalls noch unklar.