"Das Wichtigste ist die Briefmarke" 

Briefmarken sammeln – ein verstaubtes Hobby in Zeiten von Smartphones und Internet? Die Antwort lautet nein! Posttip sprach dazu mit dem Presse­sprecher des Bundes Deutscher Phila­telisten in Bonn, Wolfgang Peschel. Eine Reportage von Antje Ritter.

"Briefmarken sammeln ist auch heutzutage noch ein verbreitetes Hobby", sagt Wolfgang Peschel. Der Bund Deutscher Philatelisten (BDPH) zählt 45.000 Briefmarken­sammler als Mitglieder. Dies sei jedoch nur ein geringerer Prozentsatz der Sammler in Deutschland. Viele seien nicht organisiert. "Ich schätze, dass es insgesamt zwischen eins und zwei Millionen Sammler in Deutschland gibt", berichtet der 56-Jährige. Er selbst fing im Alter von acht bis neun Jahren mit dem Sammeln der Marken an. "Ich stellte irgendwann fest, dass diese kleinen Bildchen auf der Post meiner Eltern waren", erzählt Peschel. "Die habe ich dann mit Wasser abgelöst und in einem Album gesammelt."

Philatelie in Schulen

Heutzutage seien jedoch nur noch wenige Marken auf der Tagespost. Meist seien hier die Frankierungen auf den Umschlägen eingedruckt. Um das Briefmarkensammeln Kindern und Jugendlichen näher zu bringen, hat sich der BDPH eine andere Methode überlegt. "Um in Schulen die Briefmarke bekannt zu machen, bieten unsere Vereine regelmäßige Arbeitsgruppen (AG) in den Schulen an", so Wolfgang Peschel. Einmal die Woche trifft sich die jeweilige AG. Meistens finden diese Kurse an Ganztagsschulen statt, da diese auch nachmittags ein Programm für die Schüler anbieten. Die Gruppen­stärke sei unterschiedlich. "Es variiert zwischen acht bis 20 Leuten", sagt der Pressesprecher.

Die Schüler können sich Briefmarken aussuchen, die der AG-Leiter mitbringt, und dann die Motive bestimmen, wie etwa die Tierart oder das Land, aus dem die Marke stammt. "Die Briefmarke ist ein Instrument zur Wissens­vermittlung und fördert die Konzentration", erklärt Wolfgang Peschel. Im Prinzip kann alles auf Briefmarken abgebildet werden: be­rühmte Gemälde, Landschaften, Tiere, berühmte Persönlichkeiten, aber auch Autos oder geschichtliche Ereignisse. Das Ablösen der Marke und das Bestimmen des Abgebildeten trainiere zudem die Konzentration der Schüler und schärft ihren Blick auf das Wesentliche.

Das Handwerkszeug des Philatelisten

Ist die Leidenschaft für das Sammeln geweckt, bedarf es diverse Utensilien. Das Wichtigste? "Briefmarken", sagt Peschel und lacht. Zu empfehlen seien auch Einsteckalben im A4 oder A5 Format mit acht bis 16 Blatt, für die Auf­bewahrung der Marken. "Am Besten mit Pergamentstreifen drin", so Peschel. Zudem sei der Besitz einer Lupe nicht schlecht, damit man die Einzelheiten auf den Briefmarken erkennen kann. Die Lupe erleichtert es außerdem, Besonderheiten einer Marke genauer zu bestimmen.

Ein Philatelist braucht auch eine Pinzette. "Mit dieser muss der Sammler die Marke nicht mit den Fingern anfassen. Dadurch können Flecken auf den Marken durch die Hände vermieden werden", erklärt Wolfgang Peschel. Zum Ablösen der Marken von dem Umschlag oder der Postkarte braucht der Sammler ein Schälchen und farbfreies Löschpapier. Zu guter Letzt empfiehlt sich noch ein Briefmarkenkatalog. Mit diesem können die Briefmarken syste­matisiert, geordnet und der Wert bestimmt werden. Da es gemeinsam immer mehr Spaß macht, gibt es für die Sammler bundesweit auch jede Menge Vereine. "Knapp 1.000 Vereine gibt es in Deutschland. Wir haben diese auf unserer Homepage gelistet", sagt Wolfgang Peschel.

Um Briefmarken zu sammeln, braucht man keine bestimmten Voraus­setzungen. "Hier ist für jeden etwas dabei", erklärt Peschel. Man sollte nur von dem begeistert sein, was auf den Marken abgebildet ist. Mädchen und Jungen haben dabei unterschiedliche Interessen. So dominieren bei Jungen Motive von Fußballern und bei Mädchen Katzen und Pferde. "Das ist tatsächlich so", berichtet Wolfgang Peschel.

Echtheit einer Marke

Die vorangegangen Generationen widmeten sich häufiger dem Briefmarkensammeln. So kann es sein, dass auf einigen Dachböden noch Marken oder gar ganze Alben herumliegen. Um die Echtheit und den Wert der Marken festzustellen, sollte der Besitzer zunächst Kontakt zu einem Briefmarken­sammlerverein aufnehmen. Die Mitglieder können die Briefmarken zunächst begutachten und geben laut Wolfgang Peschel eine gute Einschätzung zu dem Wert der Marken. Mithilfe eines Briefmarken­kataloges kann der Verein auch eine ungefähre Preisschätzung abgeben. Dadurch kann der Besitzer bei einem Händler auch einen reellen Preis verlangen.

Die Aktie des kleinen Mannes

Briefmarken galten lange Zeit als die Aktie des kleinen Mannes. Aber gilt das auch in den modernen Zeiten des 21. Jahrhunderts? "Es gibt Marken, die viel wert sind. Diese findet allerdings nicht der Normalsammler", erklärt Peschel. Moderne Marken versprächen keine Gewinne. Wertvolle Brief­marken wie die nichtamtliche "Gscheidle-Marke" aus dem Jahr 1980, sind eher rar in den Sammelalben der Philatelisten.

Lohnenswert seien Peschel zufolge Marken aus dem altdeutschen Bereich vor 150 Jahren. Wenn diese noch auf Briefen sind, haben sie häufig sogar einen höheren Wert als die Einzelmarke. So etwa wie der "Schwarze Einser" aus dem Jahr 1849. Sie gilt als die erste Briefmarke Deutschlands. "Dafür muss man natürlich eine Weile sparen", sagt der 56-Jährige. Der Preis für diese Marke liegt im vierstelligen Bereich. Wer eine Sammlung als Geldanlage will, sollte dazu einen sogenannten Briefmarkenberater um Hilfe bitten. Doch bei alledem solle nicht das Wesentliche übersehen werden: Der Spaß am eigenen Hobby.

Dieses Hobby kann auf unterschiedliche Weise gestaltet werden. So gibt es verschiedene Sammlungsarten. Da wäre zum Beispiel die Motivsammlung. Hier können Alben zu bestimmten Motiven angelegt werden, wie etwa Tiere oder auch Fußball. Das Ganze können Sammler mit Postkarten oder Auto­grammkarten spicken, um so den Wert der Sammlung zu steigern. Auch Ländersammlungen bieten sich an. Hier sammeln die Philatelisten Marken, die aus einem bestimmten Land stammen. Weitere Möglichkeiten wären eine Sammlung zur Postgeschichte, Luftpost oder Inflationsbriefe.

Auktionen

In Deutschland gibt es 40 bis 50 Spezialauktionshäuser für Briefmarken und Münzen. Jedes Haus führt jährlich etwa drei bis zwölf Auktionen durch. Bei diesen kann häufig auch online mit gesteigert werden. Bei diesen Auktionen können die Lose durchaus siebenstellige Beträge erzielen.

Briefmarkenausstellungen gibt es auch. So stellte das Museum für Kommu­nikation in Berlin 2011 verschiedene Mauritius-Briefmarken aus. Auch Heimatmuseen bieten häufig einen Überblick zur Postgeschichte und den Briefmarken aus der Region.

Informationen zu Vereinen oder Auktionen oder allgemeinen Antworten rund um das Thema Philatelie sind auf der Homepage des Bundes Deutscher Philatelisten www.bdph.de zu finden.