Briefdetektive - Was passiert mit nicht zustellbaren Briefen? 

Was passiert mit nicht zustellbaren Briefen?

Wer häufig Briefe verschickt, wird sich sicherlich auch schon einmal in folgender Situation wiedergefunden haben: Ein Brief, vermeintlich korrekt adressiert, kommt als unzustellbar zurück. Oder schlimmer noch: der Brief verschwindet gleich ganz und ward weder vom Absender noch vom Empfänger je wieder gesehen. Zugegeben, solche Fälle kommen nicht oft vor, aber sie kommen vor, wie auch einige Zuschriften unserer Nutzer zeigen. Die posttip-Redaktion hat deshalb einmal den Weg eines Briefes vom Absender zum Empfänger auf mögliche Fehlerquellen untersucht und zeigt in diesem Beitrag, was mit Briefen auf diesem Weg überhaupt passiert. Darüber hinaus gibt es Tipps für Beschwerdemöglichkeiten und Hinweise zur Fehlervermeidung.

Die Deutsche Post AG

Die Deutsche Post AG transportiert täglich rund 71 Millionen Briefsendungen. Davon kommen 95,7 Prozent am Tag 1 nach dem Einwurf an. Die meisten von ihnen sind zwei Tage später da: 2004 galt dies für 99,5 Prozent. Diese Zahlen werden mit einem TÜV-zertifizierten Verfahren ermittelt. Damit bleiben 355.000 Briefe am Tag, die entweder noch länger brauchen oder gar nicht mehr auftauchen. Nach Angaben der Deutschen Post AG liegt die Verlustquote im Promillebereich. Bei dem hohen Briefaufkommen bedeutet das trotzdem, dass täglich einige Menschen vom Verlust eines Briefes betroffen sind. Wenn man dann noch bedenkt, dass 80 Prozent der Post Maschinen geschriebene Geschäftsbriefe sind, wird klar, dass Privatpost vergleichsweise häufig von Verlust und Unzustellbarkeit betroffen sein dürfte.

Wie werden Briefe bearbeitet, und wo sind die Fehlerquellen?

Der normale Weg eines Briefes führt vom Briefkasten zum Briefverteilzentrum, wo die Briefe von Anschriftenlesemaschinen (ALM) codiert und sortiert werden. An dem orangefarbenen Strichcode, der in der Regel auf den unteren Rand des Briefumschlages gedruckt wird, orientiert sich der gesamte Zustellungsweg. Eine ALM bearbeitet rund 33.000 Briefe pro Stunde. Briefe, deren Anschrift die Maschine nicht lesen kann, kommen in die Videokodierung, wo Angestellte auf Bildschirmen die Adresse prüfen und den Code per Hand eingeben. Das geschieht mit rund 20 Prozent der handgeschriebenen Briefe. Die Mitarbeiter in dieser Abteilung schaffen pro Stunde 3500 Postleitzahlen. Wegen der hohen Konzentration, die diese Arbeit erfordert, haben sie pro Arbeitsstunde 20 Minuten Pause. Erst wenn die Handschrift auch für die Videocodierer unlesbar ist, werden die Briefe noch einmal in die Hand genommen, um möglicherweise die Anschrift zu erkennen.

Mit diesem System verspricht die Deutsche Post AG eine schnellstmögliche Bearbeitung der Briefpost. Tatsächlich ist ihre Zustellungsgeschwindigkeit eine der höchsten der Welt. Es wird aber auch wahrscheinlicher, dass bei einer derartigen Arbeitsgeschwindigkeit Mitarbeitern wie Maschinen Fehler unterlaufen können – die dann zu den bekannten Beschwerden führen.

Wenn ein Brief wegen eines Lesefehlers falsch codiert wurde, sollte das Empfänger-Briefzentrum oder spätestens der Zusteller den Fehler bemerken. Dann wird der Brief noch einmal, hoffentlich korrekt codiert und – wenn auch verspätet – zugestellt. Ist die Anschrift nicht lesbar, wird der Brief an den Absender zurückgeschickt. Fehlt ein Absender, gilt der Brief als unanbringlich und wird in die Briefermittlungszentrale im hessischen Marburg weitergeleitet.

In der Briefermittlungszentrale in Marburg wird unzustellbare Post aus ganz Deutschland bearbeitet. Im Schnitt rund 12.000 Briefe, Einschreiben, Briefe mit wertvollem Inhalt sowie Ton-, Bild- und Datenträger gehen hier täglich ein, das sind circa 60 Sendungen pro Stunde pro Mitarbeiter oder mehr als vier Millionen Briefsendungen pro Jahr. Die Angestellten in Marburg dürfen die Briefe öffnen, um mögliche Hinweise auf Empfänger oder Absender zu entdecken. Sie unterliegen deshalb einer Schweigepflicht. Nach Angaben der Deutschen Post AG kann die Hälfte der hier einlaufenden Briefe doch noch zugestellt werden. Die anderen werden nach Ablauf einer Lagerfrist von 12 Monaten vernichtet, Wertgegenstände versteigert und das Geld auf ein spezielles Fundsachenkonto eingezahlt.